Studieren an der Fachhochschule

Studieren an der Fachhochschule

Das Studium an der Fachhochschule bietet gegenüber dem Universitätsstudium eine stärkere Anwendungsorientierung, eine straffere Organisation und kleinere Studiengänge.

Inhaltsverzeichnis

Das Studium an der Fachhochschule

Entstanden in den 1960er Jahren blicken Fachhochschulen, auch als „Hochschule der angewandten Wissenschaften“ bezeichnet, im Vergleich zur Universität auf eine eher kurze Geschichte zurück. Geschichte und Tradition sind aber nicht das Einzige, was ein Studium an der Fachhochschule von einem Studium an der Universität abhebt. Wichtigstes Unterscheidungskriterium ist vielmehr, dass Fachhochschulen in Studium und Lehre praxis- und anwendungsorientiert ausgerichtet sind.

Universitäten verfolgen hingegen auch nach Einführung des Bachelors einen stärker wissenschaftlich-theoretischen Ansatz. Das Studium an der Fachhochschule steht in dem Ruf, eine realitätsnahe Ausbildung zu bieten. Eine besondere Form des praxisbezogenen Studiums, das viele Fachhochschulen anbieten, ist das duale Studium.

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Was kann ich an der Fachhochschule studieren?

Anfangs boten Fachhochschulen ausschließlich Studiengänge aus dem technischen Bereich an. Im Laufe der Zeit weiteten sie ihr Studienangebot aber sukzessive aus. Heute kannst Du fast alle Studiengänge, die die Universitäten anbieten, auch im Rahmen eines Studiums an der Fachhochschule absolvieren. Der Schwerpunkt liegt allerdings nach wie vor im Bereich der Ingenieurwissenschaften. Darüber hinaus bieten Fachhochschulen Studiengänge in folgenden Studienrichtungen an:

  • Agrar- und Forstwissenschaften
  • Informatik und Mathematik
  • Kunst, Gestaltung und Musik
  • Medien und Kommunikation
  • Medizin und Gesundheitswesen
  • Naturwissenschaften
  • Technik und Ingenieurwesen
  • Wirtschaft und Recht

Rein geistes- und sprachwissenschaftliche Studiengänge fehlen bis heute im Programm der Fachhochschulen. Sie sind ein Spezifikum der Universitäten.

Charakteristika des Studiums an der Fachhochschule

Anwendungsorientierte Lehre

Das Studium an der Fachhochschule bietet Dir eine starke Praxisorientierung. Lehre und Forschung werden hier mit praxis- und anwendungsorientiertem Schwerpunkt betrieben. Dazu gehört auch, dass Du im Rahmen Deines Studiums an der Fachhochschule häufig mehrwöchige Praktika, Projektphasen und oft auch Praktikumssemester absolvieren musst. Viele Fachhochschulen pflegen sehr gute Kontakte zu zahlreichen Unternehmen und helfen Dir bei der Suche nach einem entsprechenden Praktikumsplatz. Die Dauer des Bachelor Studiums an der Fachhochschule nimmt aufgrund der Praxissemester gegenüber demselben Studiengang an der Universität häufig ein bis 2 Semester mehr in Anspruch. Dafür sind die Master Studiengänge an der Fachhochschule oft um ein Semester verkürzt.

"Grundlagenforschung können wir den Studenten nicht bieten, dafür kommen sie bei uns so früh wie möglich mit der Praxis in Verbindung." Katharina Ceyp-Jeorgakopulos, Sprecherin der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg
Quelle: sueddeutsche.de

Straffe Organisation

Dein Studienplan ist bei einem Studium an der Fachhochschule in der Regel stärker vorgegeben als im Universitätsstudium, das heißt, Du hast weniger Wahlmöglichkeiten. Zudem gelten die Studienpläne als sehr straff. Das sorgt aber nicht selten auch für eine bessere Organisation des Studiums an der Fachhochschule, was wiederum ideale Bedingungen für das Einhalten der Regelstudienzeit schafft.

Kleine Studiengänge

Zu den Vorteilen eines Studiums an der Fachhochschule gehört, dass diese deutlich kleiner als Universitäten sind. Dies bezieht sich nicht nur auf die Gesamtzahl der Studenten, sondern auch auf die Größe der einzelnen Studiengänge. Damit bieten Fachhochschulen gegenüber der Universität häufig eine familiärere Atmosphäre, kleinere Seminare und Lerngruppen sowie eine intensivere Betreuung.

"An den FHs findet ein stärker seminaristischer Unterricht statt. […] Bei 30 Leuten wird selbst eine Vorlesung interaktiv". Wolfgang Loggen, Studienberater von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen
Quelle: sueddeutsche.de

Studium ohne Abitur

Während ein Studium an der Universität in der Regel die Allgemeine Hochschulreife, also das Abitur, erfordert, benötigst Du für das Studium an der Fachhochschule lediglich die Fachhochschulreife. Die Fachhochschulreife erwirbst Du durch den Abschluss der 12. Klasse und ein einjähriges Berufspraktikum oder eine Berufsausbildung. Mehr zum Studieren mit der Fachhochschulreife erfährst Du auf der Seite „Studieren ohne Abitur“.

Hoher Männeranteil

Der Frauenanteil an den Fachhochschulen liegt nur bei etwa 30 %. An den Universitäten liegt dieser im Vergleich dazu bei über 50 %. Das hängt sowohl mit der stärkeren technischen Ausrichtung der Fachhochschulen als auch mit dem Fehlen der Geisteswissenschaften zusammen. Seit einigen Jahren bemühen sich die Fachhochschulen verstärkt um mehr weibliche Studenten.

Kein Promotionsrecht

Fachhochschulen haben kein eigenes Promotionsrecht. Grundsätzlich kannst Du aber mit einem an einer Fachhochschule erworbenen Master an einer Universität promovieren. In der Realität musst Du als Fachhochschulabsolvent vor Aufnahme Deiner Promotion an einer Universität aber häufig zusätzliche Hürden in Form von Prüfungen überwinden. Seit ein paar Jahren bieten einige Fachhochschulen sogenannte kooperative Promotionen an. Der Doktortitel wird hierbei von der kooperierenden Universität verliehen. Deine Forschungstätigkeit findet allerdings an der Fachhochschule statt. Wer schon vor Aufnahme des Studiums weiß, dass er eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, sollte sich jedoch auf jeden Fall für ein Universitätsstudium entscheiden.

Ansehen und Reputation der Fachhochschulen

Fachhochschulen konnten ihr Ansehen in ihrer über 50-jährigen Geschichte immer weiter verbessern. Lange mussten sich die Fachhochschulstudenten rechtfertigen, warum sie ‚nur‘ eine Fachhochschule und keine Universität besuchen. Heute genießen Fachhochschulabsolventen vor allem im technischen Bereich zum Teil sogar ein höheres Ansehen als ihre Kommilitonen von der Universität.

Zwar hat der Bologna Prozess dafür gesorgt, dass auch das Studium an der Universität stärker berufsbezogen ausgerichtet wurde. Für viele Arbeitgeber gilt das Fachhochschulstudium aber nach wie vor als praxisbezogenere Ausbildung. Andere Unternehmen wie McKinsey oder die Boston Consulting Group hingegen bevorzugen grundsätzlich Universitätsabsolventen. Die Anerkennung des Abschlusses hängt also im Wesentlichen von der Einstellung des Arbeitgebers ab. Auf dem Arbeitsmarkt haben Fachhochschul- und Universitätsabsolventen insgesamt gesehen dieselben Chancen, nur wer promovieren möchte, hat es mit einem Universitätsabschluss nach wie vor leichter.

Die Fachhochschulen und Bologna

Der Bologna Prozess hat für die Fachhochschulen im Vergleich zu den Universitäten weniger weitreichende Folgen gehabt. Dies liegt vor allem daran, dass das Studium an der Fachhochschule bereits vor der Reform über die straffe Strukturierung verfügte, die Bologna an den Universitäten erst eingeführt hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Kritik am neuen System an den Fachhochschulen in Grenzen gehalten hat und die Umstellung leichter fiel. Zwar mussten auch die Fachhochschulen neue Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Master entwickeln, allerdings waren die Veränderungen hier weniger tiefgreifend. Vielmehr haben sich die Universitäten mit der Bologna Reform dem Konzept der Fachhochschulen angenähert.

Auch heute gibt es noch Unterschiede zwischen einem Studium an der Fachhochschule und einem Universitätsstudium. Die ehemals scharfe Trennlinie verwischt aber zunehmend. Der Bologna Prozess hat für die Fachhochschulen beziehungsweise für die von ihnen verliehenen Abschlüsse eine Aufwertung gebracht. Bis zur Umstellung auf Bachelor und Master galt für die Diplomabschlüsse der Fachhochschulen eine Kennzeichnungspflicht. Sie mussten hinter der Abkürzung Dipl.-Ing. den Zusatz (FH) führen. Diese Ergänzung kam dabei für nicht wenige einem Makel gleich. Mit der Einführung des Bachelor-Master-Systems entfiel diese Pflicht. Ein Bachelor of Engineering darf zum Beispiel immer die Abkürzung (B. Eng.) hinter seinem Namen führen – egal, an welcher Hochschule er den Titel erworben hat.